Bei der Dichtheitsprüfung entsprechen drei Verfahren den allgemein anerkannten Regeln der Technik nach DIN 1986 Teil 30 bzw. DIN EN 1610. Welches Verfahren als Zustands- und Funktions-Nachweis zu wählen ist, muss der Sachkundige entscheiden.

Nachfolgend werden die Anwendungsbereiche und die Vor- und Nachteile der Verfahren im Überblick dargestellt und auch im Detail erläutert.

1. KAMERAPRÜFUNG


Außerhalb von Neubauten und engen Wasserschutzgebieten ist ein Dichtheitsnachweis durch Inspektion mit einer Kanalkamera möglich.

Das setzt allerdings voraus, dass die Grundleitungen samt aller Abzweige für Schmutzwasser/Mischwasser vollständig untersucht werden können. Die Zugänglichkeit der Leitungsteile durch Kontrollschächte und Revisionen muss gegeben sein.

Dreh-/Schwenkkopfkamera IBAK ORION L

Leitungsteile unter der Bodenplatte mit 90° Bögen und/oder Reduzierungen auf DN 70 für Bodenabläufe usw. können meist nicht erfasst werden.

Pumpensümpfe mit Leitungen unter der Bodenplatte sollten mit Wasser geprüft werden.

Um aussagekräftiges Filmmaterial zu bekommen werden die Leitungsteile vor der Kameraprüfung mit Wasserhochdruck gespült. Wer alte Ton und Steinzeugleitungen sein Eigen nennt, sollte sich vielleicht für eine Wasserprüfung entscheiden, Hochdruckspülungen sind dann in den meisten Fällen nicht erforderlich.

Die Kamera muss in den meisten Städten/Kommunen mindestens den Anforderungen nach DWA M 143-2 gerecht werden (abbiegefähiges Kamerasystem mit Dreh- / Schwenkkopf).

Dicht im Sinne der optischen Inspektion ist eine Leitung, wenn im Leitungsverlauf keine A und B Schäden laut Bildreferenzkatalog erkennbar sind.

Fazit: Mit einer Kamera-Prüfung können Rückschlüsse über die Dichtheit einer Leitung erbracht werden, fehlende Dichtringe usw. können nicht erkannt werden.

Bei alten Ton/Steinzeugleitungen entscheidet oft ein Versatz im Rohr über die Optische Dichtheit einer Leitung, schnell wird aus einem Rohrversatz ein A oder B Schaden obwohl die Leitung in dem Bereich wasserdicht sein kann.

Das komplette Filmmaterial muss u.a. als Nachweis an die zuständige Kommune geschickt werden.

Oft halten die über Jahre angesammelten Ablagerungen und Sedimente die alten Tonrohre dicht, wer Sie mit Hochdruck wegspülen möchte weil er sich für eine Kamera Prüfung entschieden hat, sollte dies bedenken.

2. WASSERPRÜFUNG


Alle Leitungssysteme/Schachtbauwerke in der Grundstücksentwässerung sind für das Medium Wasser gebaut und können natürlich mit Wasser geprüft werden.

Bei der Prüfung mit Wasser wird das Schmutzwasser/Mischwasser-System mit Wasser gefüllt. Während der Prüfdauer von 15 oder 30 Minuten wird der Wasserverlust gemessen. Gerade bei alten Ton und Steinzeugleitungen sollten Wasserprüfungen durchgeführt werden.

In der neuen DIN 1986 Teil 30 aus dem Jahr 2012 sind wunderbare Prüfmethoden freigegeben worden, die Ihre alten Leitungssysteme schonen und durch leichte Wasserfüllstandsprüfungen bis maximal zum tiefsten Entwässerungsgegenstand (zb. Bodenablauf im Keller) als Prüfung möglich machen.

Ablauf einer Wasserprüfung: Die Leitung wird mit Absperrblasen zur Prüfgrenze (Grundstücksgrenze oder Anschlußstutzen) verschlossen und im Zwischenbereich der Blasen mit Wasser auf Prüfniveau gefüllt. Nach einer Beruhigungszeit erfolgt eine im Regelwerk festgelegte Prüfzeit.

Während der Prüfzeit darf der Wasserstand/Druck nur um eine bestimmte Menge fallen (Verlustmenge).

Erlaubte Verlustmenge im Bestand: Stellen Sie sich vor, sie klappen ein Rohr aus, und haben einen m² Rohr ausgeklappt vor sich liegen, dann darf der Wasserverlust während der Prüfzeit von 15 Minuten “ ein Bierglas 0,2 Liter “ für die Fläche betragen! 2,15 Meter Rohr DN 150 hat eine aufgeklappte (benetzte) Fläche von 1,0 m².

Das ermittelte Messergebnis für den Wasserverlust bezieht sich auf die gesamte Abwasseranlage (oder bei einer Teilabschnittsprüfung entsprechend auf den untersuchten Bereich) und stellt somit eine gemittelte Gesamtbewertung der Dichtheit im untersuchten Bereich dar. Dabei werden undichtigkeiten in kritischen Bereichen wie z.B. Rohrverbindungen durch eine bessere Dichtheit im Bereich der Leitungen kompensiert und der zulässige Verlustgrenzwert im Ganzen auch bei nicht mehr neuwertigen Leitungssystemen oftmals nicht überschritten.

Abschließend erhalten Sie einen detaillierten Prüfbericht mit Druckverlaufdiagramm, Leitungs-/Schacht-Verlustmengenberechnung über die erfolgte Dichtheitsprüfung nach Landeswassergesetz NRW, die Sie an die zuständige Kommune weiterleiten.

Vorteile einer Wasserprüfung: Das Grundstücksentwässerungssystem muss nicht absolut dicht sein, eine hinreichende Dichtheit gemäß der technischen Regeln ist ausreichend.

Wasserprüfungen schonen mit einfachen Drücken im mbar-Bereich Ihre Leitungen und liefern genaue Ergebnisse über die Dichtheit. Sie schützen Ihr Objekt vor Unterspülungen, Absackungen, Setzrissen und Feuchtigkeitsschäden.

3. LUFTPRÜFUNG


Bei der Prüfung mit Luft werden alle Zugänge verschlossen und im System ein Überdruck zwischen 100 mbar oder 200 mbar aufgebaut.

Die Prüfung ist bestanden, wenn der Druckverlust während der Prüfzeit nicht mehr als 15 mbar beträgt. Prüfungen mit Luft sollten bei verlegten KG-Leitungsteilen durchgeführt werden.

Ideal für Luftprüfungen sind KG-Anschlussleitungen vom Haus bis zur Prüfgrenze oder Leitungen unter der Bodenplatte im Neubaubereich. Neubauten, in denen die Fallleitungen schon angebunden sind, lassen sich meist nur noch mit Wasser prüfen.

Tipp: Leitungen unter der Bodenplatte mit Luft nach DIN EN 1610 prüfen lassen, bevor der Beton gegossen wird!

Vorsicht liebe Bauherren: Eine nachträgliche Wasserprüfung nach DIN EN 1610 ist, wenn das Haus steht, fast unmöglich…!

Das Leitungssystem muss am höchsten Punkt des Prüfobjektes 1 Meter über Rohrscheitel gefüllt werden.

Ebenerdige Duschen, Bodenabläufe usw. verhindern dies, sogar Toiletten könnten überlaufen bei Häusern ohne Keller, beachten Sie bitte unseren Tipp.

Vorteile einer Luftprüfung: Die schnellste und kostengünstigste Art der Prüfung.